CPH-House

In gewisser weise ist es ein öffentliches Haus. Es hat eine eigene Website, dient hin und wieder als Kulisse für Fotoshootings, bietet gelegentlich den glamourösen Rahmen für Produktpräsentationen und war in der populären dänischen Sitcom „Klovn“ das Zuhause des Komikers Casper Christensen. Andererseits ist der Schauplatz auch ein Rückzugsort. Meistens jedenfalls führen Henriette und Peter Bach mit ihren drei Kindern Sebastian, Alexander und Filippa ein ganz normales Familienleben im spektakulären cph House. Das Kürzel steht für Kopenhagen, in dessen Speckgürtel das Familiendomizil steht. Genauer gesagt steht es im nördlich der dänischen Hauptstadt gelegenen Villenviertel Holte, und zwar in der Nähe des Schlosses Næsse, das der niederländische Kaufmann Frédéric de Coninck Ende des 18. Jahrhunderts unweit des Furesees errichtet hat. Die Lage des modernen Domizils steht der des neoklassizistischen Schlosses nicht nach. Das Gebäude thront auf einem Hügel und überschaut eine rurale Landschaft mit ausgedehnten Wiesen und Wäldern.

Der Entwurf des Traumhauses stammt von Adam Kurdahl, dem Bruder der Bauherrin, der zusammen mit zwei Partnern das Architekturbüro Spol mit Sitz in São Paulo und Oslo betreibt. Die Bachs ließen dem Architekten völlig freie Hand beim Gestalten, erbaten sich aber mehrere Entwürfe zur Auswahl. Nach sechs Monaten legte Kurdahl acht Modelle vor, die sich allesamt perfekt in das 4000 Quadratmeter große Grundstück einfügten. Der Favorit indes war schnell ermittelt: 2018 begannen die Bauarbeiten, zwei Jahre später feierte die Familie den Einzug ins neue Heim.

„Das Haus“, so Adam Kurdahl,„besteht aus drei separaten Volumen, die jeweils unterschiedliche Welten definieren. Durch ihre Überlagerung entsteht ein vierter Raum, in dem die Wege der Bewohner sich kreuzen.“ Bei den drei Volumen handelt es sich um lang gestreckte Quader, die sich mit geschosshohen Glasflächen talwärts nach Süden öffnen. Zwei dieser Container sind parallel zueinander angeordnet und bilden den Sockel des Ensembles. Die schräg darauf gestapelte dritte Box überdeckt den genannten Zwischenraum. Was sich auf den ersten Blick nicht erschließt: Es gibt noch ein Untergeschoss, das neben Funktionsräumen auch ein Fitnessstudio und einen Ausstellungsraum beherbergt. In konstruktiver Hinsicht ist der Gebäudesockel ein Massivbau, errichtet aus Porenbeton-Verbundsteinen mit integrierter Wärmedämmung, während die aufliegende Box als Stahlrahmenkonstruktion gefertigt wurde.

Vor der nördlichen Eingangsseite liegt ein großer, teilweise begrünter Hof, der Schutz vor Einblicken und Parkmöglichkeiten für Besucher-Fahrzeuge bietet. Für die Autos der Bauherren gibt es im westlichen Riegel eine Garage. Der zwischen West- und Ostflügel gelegene zurückversetzte Hauseingang wird von der vorkragenden dritten Box überdacht, sodass ein windgeschützter Vorraum entsteht. Die eichene Haustür selbst ist in eine jener rahmenlosen Sky-Frame-Glasflächen integriert, die den Charakter des Hauses als Schaubühne mit grandiosen Aussichten maßgeblich prägen. Doch noch ein weiteres stilbildendes Merkmal fällt einem gleich am Eingang ins Auge: Accessoires wie die indischen Töpfe und die ovalen Lingam-Steine im Vorraum findet man überall im Haus. Sie bilden einen angenehmen Kontrast zu der modernen Formensprache der Architektur.

Wer das Gebäude betritt, findet sich in einem Foyer wieder, in dem ein außergewöhnliches Objekt den Blick auf sich zieht: Die mattschwarze gewendelte Treppenskulptur, gefertigt vom dänischen Stahlspezialisten csk, wiegt sieben Tonnen und ist das Herz des Hauses. Dort scheiden sich die Wege, dort treffen sie zusammen. Dabei sind es nur einige wenige Stufen, die in den etwas niedriger gelegenen Westtrakt hinabführen, während der Weg ins Obergeschoss lang genug ist, um sich einmal um die eigene Achse zu drehen. Der Wirbel im Zentrum des Gebäudes entfaltet eine Kraft, die der Architekt nicht sofort bändigen wollte. Vielmehr hat er den Schwung der Treppenkurven aufgenommen und im Westflügel weitergeführt, wo man durch einen kurzen Gang in eine Vorhalle mit tropfenförmigem Grundriss gelangt. Von dort gehen die drei Kinderzimmer, das Kinderbad sowie eine Seitentür zum Garten ab. Klare, rechteckige Formen dominieren indes im Ostflügel, wo die Elternsuite mit Schlafzimmer, Bad und Ankleide untergebracht ist.

Im Obergeschoss gibt es keine trennenden Wände, doch die kreisrunde, mit einer schwarzen Metallbrüstung eingefasste Treppenöffnung gliedert den großen, offenen Raum in zwei Zonen. Im Norden befinden sich die Küche, der Essplatz sowie eine frei stehende Schrankbox, im Süden liegt der von zwei Dachterrassen eingerahmte Wohnbereich. Wer hier steht und ins Weite blickt, fühlt sich erhaben und zugleich aufgehoben in der wundervollen Landschaft. Keine Überraschung, dass dieser Schauplatz viele Menschen magisch anzieht.